Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Eisenbahnverkehr in Westeuropa sehr schnell. Führend in diesem Bereich war zunächst Großbritannien, wo George Stephenson seine erste Dampflok entwickelte und 1825 die erste öffentliche Eisenbahn eröffnete. In Deutschland wurde die erste Fernbahnstrecke von 120 km zwischen Dresden und Leipzig 1839 in Betrieb genommen. Von da an ging der Bau weiterer Strecken schnell voran, insbesondere in Ländern, die nicht über gute Straßen und ein ausgebautes Netz schiffbarer Kanäle verfügten. So wurde Deutschland bereits im Jahr 1898, also im Fontanes letzten Lebensjahr, mit einem Netz von mehr als 31.600 km, was damals fast 20% der europäischen Strecken ausmachte, zu einer Eisenbahnmacht auf dem Kontinent.
Während seiner Reise zum Ritterschlag des Johanniterordens im Jahre 1862 konnte Fontane leider auf dem letzten Abschnitt noch keine Bahnverbindung in Anspruch nehmen, da die 14,6 km lange Bahnstrecke von Kostrzyn (damals Cüstrin, noch mit C geschrieben) nach Słońsk (damals Sonnenburg) erst am 15. Dezember 1896 feierlich eröffnet wurde. Einwohner der umliegenden Dörfer warteten lange auf dieses Ereignis, denn die preußischen Behörden lehnten den Bau dieser Strecke zunächst mit der Begründung ab, dass sie die Gefahr eines Deichbruchs erhöhe. Dies geschah tatsächlich während des Hochwassers von 1888, als das Wasser den Deich in der Nähe von Neu Amerika (heute Żabczyn) auf einer Länge von etwa 100 m durchbrach. Trotz des Widerstands seitens der Behörden überredete Otto Rubow, damaliger Bürgermeister von Sonnenburg, den Geheimrat Friedrich Lenz aus Berlin, Geschäftsführer der Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Lenz & Co. GmbH, gemeinsam eine Bahnverbindung zwischen Sonnenburg und Cüstrin zu schaffen. Die Stadt Sonnenburg und die Gesellschaft bauten die Strecke mit eigenen Mitteln.
Es handelte sich um eine normalspurige (Spurweite 1435 mm) Strecke mit auf einem verstärkten Damm direkt neben der bestehenden Straße verlegten 10 m langen Schienenabschnitten auf Holzschwellen. Entlang der Strecke gab es erstmal 3 Haltepunkte: Neu Amerika (Żabczyn), Am Kanal (Twardoszek) und Tschernow (Czarnów). Später wurde der Haltepunkt Kietzerbusch (Chyrzyno) zwischen Cüstrin und Neu Amerika in Betrieb genommen.
Von Anfang an sorgten gemischte Züge mit Personen- und Güterwagen für viel Verkehr. Schon im ersten Betriebsjahr konnte die Kleinbahn Cüstrin-Sonnenburg 41.000 Fahrgäste und 17.000 Tonnen Güter befördern. Es wurden Heu, Stroh, Holz, Kohle, Baumaterial, und Dünger transportiert. Der Erfolg der Kleinbahn führte dazu, dass sie 1906, diesmal schon unter Beteiligung des Staates, ostwärts bis nach Kriescht (Krzeszyce) und 1915 bis nach Hammer (Rudnica) verlängert wurde, womit ein Anschluss an die Strecke Zielenzig-Landsberg (Sulęcin-Gorzów) hergestellt wurde.
Leider wurde die Eisenbahnlinie von Kostrzyn nach Gorzów in den 1990er Jahren stillgelegt und schließlich abgebaut.
Und woher stammt die Bezeichnung Neues Amerika?
Ende des 18. Jahrhunderts, auf Initiative des preußischen Königs Friedrich des Großen, wurde das Warthebruch, d.h. das untere Tal der Warthe zwischen Landsberg an der Warthe (Gorzów Wlkp.) und Cüstrin (Kostrzyn nad Odrą), urbar gemacht und kolonisiert. Die neu angelegten Dörfer erhielten exotische Namen wie New York, Saratoga, Annapolis, Hampshire, Jamaika, Ceylon. Amerikanische Namen stammen aus der Zeit, als die Vereinigten Staaten von Amerika gegründet wurden, und das letzte Vorwerk, das kurz nach dem Bau der Straße von Słońsk nach Kostrzyn im Jahre 1833 angelegt wurde, hieß Neu Amerika. Diese ungewöhnlichen Ortsnamen verschwanden leider aus den Landkarten, das ehemalige Neu Amerika heißt heute Żabczyn.
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich in dem trockengelegten Warthebruch vor allem die Milchwirtschaft und die Heugewinnung. In Jahren, in denen dank guten Wetterverhältnissen große Mengen an gutem Heu geerntet werden konnten, wurden die Überschüsse, die nicht als Viehfutter vor Ort verwertet wurden, verkauft. Wegen seiner hohen Qualität wurde das Heu aus dem Warthebruch sogar nach Berlin geschickt, unter anderem für Kavalleriepferde. Anfänglich wurde das Heu mit Pferdefuhrwerken transportiert, und nach der Inbetriebnahme der Kleinbahn wurde am Bahnhof Sonnenburg sogar ein spezialisiertes Unternehmen, die Heuversandstelle GmbH, gegründet, welches das Heu presste und weiterverkaufte.
Heutzutage spezialisiert sich die Landwirtschaft in der Umgebung immer noch auf die Heugewinnung und die Rinderzucht, allerdings diesmal hauptsächlich auf Fleischrassen.
Auf der anderen Seite der Oder wurden die Mitte des 18. Jahrhunderts trockengelegten Überschwemmungsgebiete, Oderbruch genannt, anders genutzt.